Meilenstein: Ein Trabi im Feuerwehrdienst, Bau-/Umbaujahr 1971/1991

Feuerwehrleute waren, sind und bleiben “Brückenbauer” – oft über einst unüberwindbar erscheinende Grenzen hinweg!

Nach dem Fall der “Mauer” beschlossen die Kameraden der sächsischen FF Wei­ckersdorf (Kreis Bischofs­werda) noch im Dezember 1989, „Verbindung zu einer Freiwilligen Feuerwehr von ›drüben‹ aufzunehmen.“ Einer der Kameraden lernte eher zufällig Georg Kühn, den Kreisbrandinspektor des Landkreises Marburg-Biedenkopf kennen. Und der sorgte für eine offizielle Einladung zum I00-jährigen Bestehen der Feuerwehr Lohra-Kirchvers im August 1990: ein Fest mit Folgen!

Die Begrüßung der fünf Kameraden ›aus dem Osten‹­ war herzlich und die Sympathie gegen­seitig.­ Die Lokalpresse zitierte sie ein Jahr später: „Daß wir sofort einen heißen Draht nach Kirchvers­­ gefunden hatten, zeigte eine Fülle von Besuchen­ danach. Wir beschlossen, die Kameradinnen­ und Kameraden der FF Kirchvers nach Weickers­dorf einzuladen.

Im Juni 1991 zum Tag der offenen Tür war es soweit­, und die Presse notierte: „Der Kontakt war wiederum sofort hergestellt. Später erzählten uns die Kirchverser, von denen viele zum ersten Male in der ehemaligen DDR waren, daß sie noch mit gemischten Gefühlen hierher gekommen waren, aber der Empfang sie völlig überwältigte.
Der gesellige Abend in der Agrargenossenschaft bei Musik und Tanz sowie der gemeinsame Frühschoppen am nächsten Morgen mit Badewannenrennen festigten die Freundschaft. Beim Abschied erging eine Einladung zum Gegenbesuch im September. Die Weickersdorfer fragten sich: „Was schenken wir dem Westen? Noch an der Weickersdorfer Tischtennisplatte bei der letzten Flasche ›Weissen‹ kam uns die Idee: Wir bauen ihnen einen Trabant als Feuerwehrauto auf.

Schnell fand sich ein himmelblauer Trabant P 601, der 1971 in den Sachsenring-Werken Zwickau vom Band gelaufen war.  Die Weickersdorfer steckten unzählige Stunden ihrer Freizeit in die Verwirklichung ihrer Idee. Heraus kam ein von Grund auf erneuertes Schmuckstück, das bei Nacht und Nebel heimlich den Weg nach Westen antrat, denn es sollte ja eine Überraschung werden! Nach der offiziellen Begrüßung rollte dort der Trabi mit Blaulicht und Martinhorn ins Festzelt! „Diesen Aufschrei werden wir wohl nie vergessen!“ Der Landrat regte gar die Aufnahme des Trabi in den Fuhrpark der FF Kirchvers an und dies mit offiziellem Behördenkennzeichen! Dort sollte er bis zu seiner Übergabe an unser Museum im September 2001 in Dienst stehen!

Nun war natürlich der Ehrgeiz der Kirchverser Kameraden entfacht. Und die überholten ihr 21 Jahre altes TSF in über 200 Stunden Eigenleistung.  Dessen Weg führte dann 1993 als Gegengeschenk zu den Kameraden nach Weickersdorf.

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