MEILENSTEIN: DAMPFFEUERSPRITZE, BAUJAHR 1906

1830 baute die englische Maschinenfabrik John Braithwaite die erste Dampffeuerspritze und schon bald folgten weitere Exemplare. Doch erst nach der Mitte des 19. Jh. setzte sich die Dampfspritze auch in Deutschland durch.

Das Problem lag ursprünglich in der langen Zeit zum Anheizen, bis die Maschine ausreichend Dampfdruck entwickeln konnte. Um 1890 hatten die Ingenieure jedoch durch das immer komplexere System von Wasserröhren nicht nur die zu heizende Wassermenge verringert, sondern damit gleichzeitig den Wärmeaustausch optimiert, so dass sich die Anheizphase auf rund zehn Minuten verkürzte.

Generell bemühten sich die Feuerwehren um möglichst verkürzte Ausrückezeiten. Die Feuerwachen wurden für einen rationalen Einsatz geplant und gebaut. Die Fahrzeuge standen in den Wachen so, dass die Pferde schnell angespannt werden konnten. Die Geschirre hingen zuletzt fertig an der Decke und brauchten den Pferden nur übergestreift und mit einem Patentverschluss fixiert werden. Manche Tiere waren sogar soweit dressiert, dass sie bei Alarm selbst vor ihren Wagen traten.

Eine solche Maschine bezog 1908 die Zuckerfabrik Frankenthal in der Pfalz beim sächsischen Hersteller W. G. F. Busch in Bautzen.

Die Feuerwehr Wiesbaden beschaffte sich dieses imposant Großgerät erst 1954 zur Feier ihres 100 jährigen Bestehens, denn die eigene Dampfspritze hatte man schon längst als vermeintlich nicht aufbewahrenswert entsorgt. Die Dampfspritze aus Frankenthal war entgegen ihrer damals ‚gefakten‘ Beschriftung niemals in Wiesbaden eingesetzt! Dieser Anstrich ist mittlerweile selbst schon über 70 Jahre alt und somit historisch geworden. Er legt Zeugnis ab vom Umgang mit technikhistorischem Kulturgut in der Phase des bundesdeutschen Wirtschaftswunders der 1950er Jahre.

Did you like this? Share it!