Karlheinz Merle:

Marburg: Nobelpreisträger befördert Feuerwehrgerätehaus

Feuerwehrgerätehaus mit der Mannschaft des 2. Zuges, 1932

Feuerwehrgerätehaus mit der Mannschaft des 2. Zuges, 1932

Wir schreiben das Jahr 1911, Marburgs erstes Feuerwehrgerätehaus wird in Betrieb genommen. Es steht an der Wilhelm-Roser-Straße und beherbergt die Gerätschaften des 2. Zuges der Freiwilligen Feuerwehr. 1861 gegründet, wartet die Freiwillige Feuerwehr bereits seit 50 Jahren auf ihre erste, ausschließlich für ihre Zwecke errichtete Unterkunft - und dass es dazu kam, ist einem Nobel-Preisträger zu verdanken.

Emil von Behring, seit 1895 Professor der Medizin an der Philipps-Universität in Marburg, hat das Diphtherieserum erfunden und ist dafür im Jahre 1901 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt worden. Durch den Erwerb eines Grundstücks am nördlichen Rande Marburgs und dem Ziel, dort ein kommerzielles Labor zu errichten, musste wohl auch für die Sicherheit dieser Einrichtung gesorgt werden. Da Emil von Behring auch gleichzeitig Stadtrat in Marburg war, wird der Bau einer Feuerwehrremise in der Nähe dieses Labors von ihm maßgeblich beeinflusst.

Drei Stellplätze für fahrbare Gerätschaften wie Spritzen-, Hydranten- und Leiterwagen stehen zur Verfügung. Im Boden der Gerätehalle sind Leitschienen für die eisenbereiften Räder der Wagen eingelassen. Damit können bei einer pferdebespannten Ausfahrt durch Schrägzug die Torlaibungen nicht in Mitleidenschaft geraten. Pferdebespannung ist jedoch der nicht immer zur Verfügung stehende Idealfall, müssen sie doch im Alarmfall erst der Feuerwehr zugeführt werden; zumeist sind die Gerätschaften im Handzug durch die Feuerwehrangehörigen zum Brandplatz befördert worden.

Nach 55 Jahren wird um 1966 ein Anbau errichtet, um normgerechte Feuerwehreinsatzfahrzeuge aufnehmen zu können. Zum Feuerwehrhaus wird die Fahrzeugremise erst im Jahr 2009 durch eine grundlegende Gebäudesanierung und unter Hinzunahme einer freigewordenen Wohnung im Obergeschoss. Ab jetzt stehen dem 2. Zug der Marburger Feuerwehr neben vier Stellplätzen für Kommandowagen, Tanklöschfahrzeug, Kraftfahrdrehleiter und Löschgruppenfahrzeug, auch ein Lehrsaal und zeitgemäße Sozialeinrichtungen zur Verfügung.

Zum 100-jährigen Jubiläum des Gebäudes im Jahre 2011 - nun als Feuerwehrhaus - sind die Einsatzkräfte des 2. Zuges mit dem Ehrenzugführer Karl-Peter König (1), der Leiterin der Marburger Feuerwehr BARin Carmen Werner (2) und dem Zugführer des 2. Zuges OBM Stephan Kilian (3) angetreten.

Feuerwehrgerätehaus mit der Mannschaft des 2. Zuges, 2011

Feuerwehrgerätehaus mit der Mannschaft des 2. Zuges, 2011

Übersicht