Albert Bürger - Elternhaus und Jugend

Kameradschaftsgeist, Diszipin und kritische Distanz zum NS-Regime

Albert Bürger als Corpsstudent

Albert Bürger als Corpsstudent

1934: Der 21-jährige Corpsstudent Albert Bürger gewinnt eine wagemutige Wette, denn es gelingt ihm, in deutlich angeheitertem Zustand die Stuttgarter Jubiläumssäule zu erklimmen. Herunter schafft er es allerdings nur mit Hilfe einer Drehleiter der von seinen Kommilitonen alarmierten Feuerwehr. 1952 wird er zum erstenPräsident des DFV nach dem Zweiten Weltkrieg gewählt und dieses Amt fast 30 Jahre ausüben. Zeitlebens wird er schmunzelnd von seinem "Erstkontakt zur Feuerwehr" erzählen.

Albert Wilhelm Bürger wird am 13. Juni 1913 in Schwäbisch Gmünd geboren. Sein Vater Ludwig Bürger ist 30 Jahre alt und seit einem Jahr Inspektorenanwärter bei der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn. Er stammt aus einfachen, jedoch geordneten Verhältnissen. Bereits mit 18 Jahren hat er seinen erlernten Beruf als Gürtler in Folge einer Augenschwäche aufgeben müssen. Als patriotisch gesonnener Wilhelminischer Bürger schlägt er daraufhin die Militärlaufbahn als "Zwölfender" ein. 1912 schliesst er diese als Feldwebelleutnant, dem höchsten Dienstgrad für Unteroffiziere, ab.

Ludwig Bürger ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Hierzu sein Enkel Eberhard: "Mein Großvater war Mitbegründer der Sozialdemokratie in Schwäbisch Gmünd und übte auch verschiedene Ämter als Stadtrat und Kreisratsfraktionsvorsitzender aus. Im Ersten Weltkrieg ließ er sich freiwillig als Soldat reaktivieren, denn als Eisenbahner war er UK (unabkömmlich) gestellt."

An der Westfront nimmt er an den erbitterten Kämpfen um den Hartmannsweiler Kopf teil, einer Anhöhe in den Vogesen, an der über 30.000 deutsche und französische Soldaten fallen und deshalb den traurigen Beinamen "Männerfresser" führt. Prägend sind für Sohn Albert bittere Hungerjahre während und nach dem Krieg mit der Mutter, die aus dem Eisenbahnergarten von früh bis spät ein Maximum an Gemüse und Salat erwirtschaftet.

Sein Vater Ludwig bleibt auch in der Weimarer Republik politisch aktiv und exponiert sich 1932/33 für die SPD im Wahlkampf gegen die Nazis. Enkel Eberhard: "Als Vorsitzender verweigerte er auch gegenüber dem NSDAP-Gauleiter Murr die Gleichschaltung seiner Reserveoffiziersvereinigung, wobei er ihm demonstrativ seinen Degen vor die Füße warf." Ludwig Bürger wird inhaftiert und kann nur durch Fürsprache eines regimetreuen Kriegskameraden der Entlassung aus dem Staatsdienst entgehen. Auf diese Weise bekommt Albert Bürger von seinem Vater neben einem ausgeprägten soldatischen Pflichtbewusstsein eine kritische Distanz zum NS-Regime mit auf seinen Lebensweg.

 
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